Kleindenkmale erzählen Geschichte


|Friedrich Eschwey

Auf dem Gebiet der Gemeinde Schömberg mit ihren vier Teilorten gibt es zahlreiche Kleindenkmale, auch Flurdenkmale genannt, die geschichtliche Vorgänge dokumentieren, oder Geschichten erzählen, die Menschen widerfahren sind. Der Heimatforscher Wolfgang Obert hat zahlreiche dieser meist steinernen Kleindenkmale erfasst und dokumentiert. Ihre Pflege und Erhaltung liegt ihm ebenso am Herzen, wie ihre Bekanntmachung. „Dinge von denen die Leute nichts wissen, die sehen sie auch nicht und das wäre oft schade“, meinte der engagierte Heimatforscher und ergänzte: „Schömberg besitzt außer der Ulrichskirche in Langenbrand keine größeren Denkmale aus älterer Zeit, um so wertvoller sind die alten Flurdenkmale“.

In seiner Dokumentation hat Wolfgang Obert die Flurdenkmale in vier Kategorien eingeteilt. Markungssteine wurden im 19. Jahrhundert aufgestellt, um die Grenzen zwischen den Gemeinden exakt festzustellen. Wegweiser aus Natursteinen und mit eingemeißelter Beschriftung weisen dem Ortunkundigen den Weg zur gesuchten Ortschaft. Grenzsteine legten die Grenze zwischen der Markgrafschaft Baden und dem Herzogtum Württemberg fest und sind die ältesten Zeugen auf Schömberger Gemarkung. Gedenksteine erinnern an meist dramatische Ereignisse, die am Aufstellungsort Menschen widerfahren sind. Eine besondere Kategorie sind die alten Weidebrunnen in den Wäldern und auf den Wiesen, von denen es in Schömberg einige besonders interessante Exemplare gibt. Zwei Beispiele, aus der Vielfalt der Kleindenkmale herausgegriffen, sollen zeigen, um was es geht.

Blitzschlag und Tod

Ein kleiner Gedenkstein zwischen Schwarzenberg, Oberlengenhardt und Bieselsberg nahe beim Mahdsbrunnen, berichtet von Michael Roller aus Oberkollbach und seiner Verlobten Christine Stoll. Sie fuhren am Sonntag, den 5. Juni 1921 mit der Kutsche von Oberkollbach nach Bieselsberg, wo bei der Schneiderin Pauline Burkhardt das bestellte Hochzeitskleid abgeholt werden sollte. Begleitet wurden sie von Marie Stoll, der Schwester der Braut und dem Hofhund. Sie kamen in ein schweres Gewitter und suchten unter einer Buche Schutz. Ein Blitz schlug in die Buche ein und tötete Michael. Die beiden Frauen wurden beiseite geschleudert und waren ohnmächtig. Christine holte völlig verstört Hilfe aus Bieselsberg, der Hund rannte nach Hause, wo man sofort ahnte, dass etwas passiert sein musste. Einige Bieselsberger bargen den Toten und kümmerten sich um die Frauen. Seitdem erinnert der kleine Gedenkstein an das furchtbare Ereignis.

Zeugen der Geschichte

Vor etwa 1000 Jahren begannen die Territorialherren ihr Herrschaftsgebiet durch Grenzziehungen festzulegen. Dazu dienten natürliche Markierungen wie Bäche, Bergrücken, Quellen, markante Felsen und Felsrücken. Dazu kamen ergänzend künstliche Zeichen an Steinen oder an Bäumen. Mitte des 16. Jahrhunderts setzte man dann mit den Grenzsteinen stabile und präzise Zeichen, es entstanden regelrechte Grenzlinien. Es gibt rund um Schömberg zwei dieser alten Grenzlinien, die vom Forst gut sichtbar und begehbar gemacht wurden. Sie tragen auf der einen Seite das Wappen der Markgrafen von Baden und auf der anderen Seite die Hirschstangen des württembergischen Wappens und sind zum Teil mit Jahreszahlen versehen.


Von Wolfgang Obert gesäubert, zeigt der Grenzstein das württembergische Wappen mit der Jahreszahl 1571.